Ferien-Trainingsprogramm in Mehoni

Alle öffentlichen Schulen in Äthiopien arbeiten in einem Zwei-Schichten-System. Die Schüler besuchen die Schule entweder vormittags oder nachmittags, da es an Klassenzimmern und Lehrern mangelt, und die meisten öffentlichen Schulen wechseln wöchentlich Schüler und Schichten. Wenn eine Schule so glücklich ist wie die unsere und über eine eigene Bibliothek verfügt, können die Schüler vor oder nach ihrer Schicht in der Bibliothek arbeiten. Die meisten Schulen in der Region Raya haben jedoch keine Bücher, geschweige denn eine Bibliothek.

Angesichts dieser Situation war eine unserer Befürchtungen bei unserem ganztägigen Englisch-Trainingsprogramm für 166 Schüler der 8. Klassen während einer Ferienwoche, dass die SchülerInnen müde und launisch werden würden, wenn sie den ganzen Tag die Schule besuchen müssten. Aber wir hätten uns keine Sorgen machen müssen. Als Lesley sie an ihrem zweiten Morgen fragte, ob sie am Vorabend müde gewesen seien, leuchteten die Gesichter auf und sie riefen “Nein!”. Eine Schülerin sagte sogar, dass sie kaum geschlafen habe, da sie wissen wollte, was sie am nächsten Tag tun würden!

In einem Land, in dem Vorausplanung weitgehend nur eine Idee ist, war unsere Verantwortung für diese Woche gross. Wir mussten Unterrichtspläne erstellen, die die Kinder den ganzen Tag Englisch sprechen und hören liessen, die aber auch genügend Abwechslung boten, damit sie sich nicht langweilen konnten. Die Erstellung der Pläne für die Lehrer war eine grosse Aufgabe für Lesley, aber der Zeitaufwand hat sich gelohnt, da alle Lehrer daraus gelernt haben.

Es gab für die SchülerInnen zwei Grammatikblöcke pro Tag und einen neuen Wortschatzblock. Darüber hinaus gab es Kunstunterricht, Tanzkurse, Bibliothekslesekurse, Reinigungsunterricht (die Instandhaltung der Schule ist nach wie vor ein zentrales Anliegen) und Filme – alles auf Englisch. Während wir so vielen Menschen kein Mittagessen anbieten konnten, erhielten sie in der grossen Morgenpause jeden Tag einen anderen Leckerbissen: Trockenfrüchte und Nüsse, Gesundheitsriegel, Schokoladebiscuits, Bananen und Orangen (per Minivan aus Mekelle hinunter gefahren), und am letzten Morgen ihr eigenes wunderbares lokales Brot. Am Ende des Nachmittags am Freitag hatten wir eine Abschlussparty, auf der sie am “ferengi”-Tanz arbeiteten, den sie mit Leidenschaft in ihren Tanzkursen (zu Musik von Michael Jackson) gelernt hatten, und dann auch traditionelle Tänze tanzten. Auf der Party erhielt jeder auch einen Softdrink (teurer als ein Kugelschreiber und daher selten konsumiert) und einige der wunderbaren lokalen Erdnüsse, für die die Gegend bekannt ist.

Lesley wurde vom Englischlehrer von Lemlem Baro, 7 Studenten der Preparatory School mit sehr guten Englischkenntnissen und einem in der Schweiz ansässigen eritreischen Lehrer unterstützt, der für diese Woche als Freiwilliger mit uns gekommen war. Er war ein Lebensretter. Da die Eritreer die gleiche Sprache – Tirginya – sprechen wie die Menschen im Tigray, wurde er schnell an der Schule akzeptiert und bewies Reife und sehr gute pädagogische Fähigkeiten. Die SchülerInnen liebten ihn.

Das Trainingsprogramm war ein grosser Erfolg. Wir sahen echte Fortschritte in der Arbeit der SchülerInnen, und ihre Freude war offensichtlich. Dies war das erste Mal, dass sie eine solche persönliche Aufmerksamkeit und Anerkennung erhielten. Wir können nur hoffen, dass es möglichst vielen von ihnen helfen wird, ihre externen Prüfungen der 8. Klassen anfangs Juni zu bestehen.

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